Was ist The Work of Byron Katie und wie wendest du die Methode an?

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von Djuke Nickelsen

The Work of Byron Katie ist eine einfache und gleichzeitig radikale Methode, stressvolle Überzeugungen zu entdecken und zu untersuchen. Sie besteht aus vier einfachen Fragen und den Umkehrungen des Gedankens. Mithilfe von The Work kannst du dich noch einmal in Situationen hineinversetzen, die du als belastend erlebt hast, und die Situation für dich neu bewerten.

Die vier Fragen sind:

  • Ist das wahr?
  • Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
  • Wie reagierst du, wenn du diesen Gedanken glaubst?
  • Wer wärst du ohne den Gedanken?

Für uns am ifapp ist The Work wie Yoga für den Verstand: Wir helfen dem Verstand, sich in verschiedene Richtungen zu dehnen und werden dadurch mental flexibler, ausgeglichener und ruhiger. Die Anwendung von The Work of Byron Katie bewirkt sehr häufig radikale Veränderungen des eigenen Erlebens und Verhaltens.

In diesem Artikel erfährst du, wie die Work entstanden ist, wie du die Work anwendest und wieso die Work so gut funktioniert.

Inhalt

Die Erfinderin: Wer ist Byron Katie?

Byron Katie, Jahrgang 1942, wuchs in Südkalifornien auf. Sie hat lange Jahre als Lehrerin gearbeitet. 1986 entwickelte sie die Methode “The Work”.

Mit Mitte dreißig wurde Byron Katie schwer depressiv. Beinahe ein ganzes Jahrzehnt dauerte ihre Abwärtsspirale hinein in Depression, Selbsthass, Wut auf andere, Ekel vor sich selbst und Selbstmordgedanken. In den letzten beiden Jahren ihrer Depression war Katie oft über lange Perioden hinweg unfähig, ihr Schlafzimmer zu verlassen. Sie hatte Eheprobleme, große Schwierigkeiten mit ihren drei Kindern und über 30 Kilo zugenommen.

Nach vielen leidvollen Jahren begab sich Katie 1986 schließlich in psychiatrische Behandlung. Zunächst verschlechterte sich ihr Zustand in der Klinik. Ihr Selbsthass war so groß, dass sie nicht in der Lage war, in einem Bett zu schlafen – die Gemütlichkeit war zu gut für sie.

An einem Morgen, im Februar 1986, wachte Katie auf ihrem Lager am Boden auf und sah: eine Kakerlake. Nach dem ersten Ekel kam die Erkenntnis: Alles, was für sie ein Problem ist, wird nicht durch die Realität verursacht. Sondern ausschließlich durch die Bedeutung, die ihr Verstand den Dingen und Ereignissen zuschreibt.

Die Kakerlake zum Beispiel war völlig unschuldig. Sie krabbelte einfach über den Boden. Für das unangenehme Gefühl war Katie alleine selbst verantwortlich, indem ihr Kopf ihr die Geschichte davon erzählte, wie widerwärtig es sich wohl anfühlen würde, wenn diese Kakerlake ihr übers Bein kriecht. 

Dieser Moment war lebensverändernd für Katie. Sie fing an, ihre eigenen Gedanken Schritt für Schritt zu hinterfragen und auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen. Sie wurde friedlicher und eins mit sich selbst.

Diese grundlegende persönliche Veränderung von Katie hat die Menschen in ihrer Umgebung so sehr beeindruckt, dass sie das Konzept dahinter verstehen wollten, um selbst zufriedener zu leben. Zuerst kamen die Menschen zu Byron Katie nach Kalifornien, um die Anwendung von The Work bei ihr zu erlernen. 1990 unternahm Byron Katie eine erste Tour durch die USA.

Es folgten Einladungen aus der ganzen Welt. Bis heute vermittelt sie in Abendveranstaltungen, Wochenendseminaren und ihrer „School for The Work“, wie ein Leben leichter, friedvoller und freier werden kann, wenn wir lieben, was ist.

Die radikale Idee hinter The Work: Lieben, was ist

Über den zeitlosen Moment der Erkenntnis auf dem Fußboden vor ihrem Bett, Auge in Auge mit einer Kakerlake, schreibt Katie auf ihrer Webseite:

„Ich entdeckte, dass ich litt, wenn ich meinen Gedanken glaubte, aber dass ich nicht litt, wenn ich ihnen nicht glaubte und dass dies für jedes menschliche Wesen wahr ist. So einfach ist Freiheit. Ich habe entdeckt, dass Leiden freiwillig ist. Ich habe eine Freude in mir gefunden, die nie mehr verschwunden ist, nicht für einen einzigen Moment. Diese Freude ist in uns allen, immer.“

Byron Katie

Lieben, was ist. Diese Haltung hat Katie bis heute keinen Moment lang aufgegeben, weder während ihrer Krebserkrankung noch während ihrer zunehmenden Erblindung, die erst durch zwei Hornhauttransplantationen gestoppt werden konnte.

“Lieben, was ist” bedeutet nicht, fatalistisch einfach alles hinzunehmen, was passiert. “Lieben, was ist” meint: Alle deine Gedanken über dich und die Welt zu lieben. Auch die wütenden, zornigen, verzweifelten. Und dann jeden Gedanken systematisch zu untersuchen und zu hinterfragen.

Dabei kommst du dem auf die Spur, was dich wirklich wütend oder traurig macht. Und oft kommst du dann zu dem Schluss, dass ein anderer Gedanke viel wahrer ist als der, der dir am Anfang der Work Stress bereitet hat. In jedem Fall lernst du dich und das, was dir wichtig ist, besser kennen. Je öfter du The Work anwendest, desto einfacher wird es, liebevoller mit dir selbst umzugehen – und gleichzeitig der Welt liebevoller zu begegnen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: The Work of Byron Katie

The Work ist eine Methode, mit der du für dich alleine oder in Begleitung deine stressvollen Gedanken untersuchen kannst. Aus unserer Erfahrung wissen wir: Für den Anfang funktioniert es besser, wenn dir eine andere Person diese Fragen stellt, die einige Übung in der Anwendung von The Work hat.

Denn unser Verstand ist geschickt dabei, unbequemen Wahrheiten auszuweichen und das Ego drückt sich vor Erkenntnissen, die das Weltbild infrage stellen. Deswegen ist es leichter, wenn dich jemand dabei begleitet, lang unterdrückte Informationen zu entdecken und dabei bist, wenn du neue Erkenntnisse für dich findest. Alle am ifapp kennen sich sehr gut mit The Work und unterstützen dich mit deinem Anliegen gern in einem Coaching.

Aber glaub uns nicht, probier es selbst aus! Hier ist die Anleitung für The Work.

1. Identifiziere deine stressvollen Gedanken, indem du sie aufschreibst

Auch wenn wir es nicht gerne zugeben – unser Verstand ist häufig damit beschäftigt zu beurteilen, was andere Menschen anders machen sollten, wie sie sich uns gegenüber verhalten sollten oder was sie in ihrem Leben falsch machen. Diese Art von stressvollen Gedanken haben wir zum Beispiel über unsere Freunde, Kolleginnen, Partner:innen, Eltern, Geschwister, den neugierigen Nachbarn, die Chefin,…

The Work nutzt diese Gedanken zur Selbsterkenntnis.

Zunächst darf sich der Verstand auf dem Arbeitsblatt „Urteile über deinen Nächsten“ austoben. Schreib deinen stressvollen Gedanken ganz oben auf das Arbeitsblatt und füll es dann vollständig aus. Du kannst es wie einen Download verstehen, bei dem alles einfach rauskommt, so wie es gerade auf der Festplatte vorliegt. Notier möglichst wortgetreu, was in deinem Kopf ist. Zensier deine Gedanken nicht. Sei kleinlich, nachtragend, spießig und egoistisch, sei wie ein trotziges, bockiges Kind.

The Work of Byron Katie: Anleitung


2. Beantworte die vier Fragen

Jede Aussage des Arbeitsblatts wird nun mit den folgenden vier Fragen untersucht und anschließend umgekehrt. Nimm dir Zeit, geh nach innen, schließ deine Augen und lass die Antworten in dir auftauchen.

  • Ist das wahr?
  • Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
  • Wie reagierst du, wenn du diesen Gedanken glaubst?
  • Wer wärst du ohne den Gedanken?

3. Finde Umkehrungen für den ursprünglichen Gedanken

Nach der Beantwortung der vier Fragen zu einem Gedanken kehrst du ihn um und findest für jede Umkehrung drei echte Beispiele dafür, wie die Umkehrung für dich genauso wahr oder wahrer ist als der ursprüngliche Gedanke.

Es gibt drei verschiedene Arten von Umkehrungen, hier am Beispiel für „Lisa hört mir nicht zu“:

  • Kehre den Satz ins Gegenteil um.
    Das ist möglich durch eine Verneinung des ursprünglichen Gedankens: „Lisa hört mir zu“.
  • Kehre den Satz um zur anderen Person.
    Vertausche die handelnden Personen im Satz: „Ich höre Lisa nicht zu.“
  • Kehre den Satz um zu dir selbst.
    „Ich höre mir selbst nicht zu.“ – In welcher Hinsicht hast du dich selbst so behandelt in der Situation

Betrachte alle Umkehrungen der Reihe nach: Wie könnte diese Aussage auch wahr oder sogar wahrer sein als der ursprüngliche Gedanke? Finde auf spielerische, erfinderische und womöglich selbstkritische Weise drei Beispiele, die die Wahrheit dieser Umkehrung deutlich machen. Wichtig ist, dass du dir diese Beispiele selbst glaubst. Lass die Beispiele kommen, ohne dir selbst Vorwürfe zu machen.

Wenn du drei Beispiele zu jeder Umkehrung gefunden hast, kehr zurück zu dem Arbeitsblatt, das du ausgefüllt hast. Wähl den nächsten Gedanken, den du untersuchen möchtest, und wiederhole Schritt 2 und 3 dieser Anleitung.

4. Was tun, wenn du mal nicht weiterkommst?

Es kann vorkommen, dass du bei einer Frage nicht weiterkommst. Zum Beispiel fällt es bei wirklich tiefen Überzeugungen Menschen oft schwer, die vierte Frage zu beantworten (“Wer wärst du ohne den Gedanken?”). Was meisten hilft, ist: Zeit. The Work ist eine gedankliche Meditation – und oft brauchen Gedanken etwas länger, um an der Oberfläche aufzutauchen. Dazu kann es nützlich sein, wenn du das Arbeitsblatt zur Seite legst oder erstmal zum nächsten Satz übergehst.

Manchmal ist es schwierig, echte Beispiele für die Umkehrungen zu finden. Auch da gilt: Sei geduldig und liebevoll mit dir. Wenn du keine Antwort finden kannst – dann findet sie vielleicht dich. Und zwar dann, wenn du sie am wenigsten erwartest: in der U-Bahn, beim Händewaschen, in einem Traum…

Die Theorie: Wieso funktioniert the Work?

Die Neurobiologie belegt, dass durch unser Gehirn jeden Tag etwa 60.000 Gedanken zucken. 95 Prozent dieser Gedanken sind jeden Tag die gleichen. Jeder einzelne Gedanke – egal, ob er ins Bewusstsein dringt oder nicht – hat eine Reaktion im Körper zur Folge: entweder friedlich oder stressvoll. Die Methode The Work of Byron Katie eröffnet dir die Möglichkeit, die Gedanken näher anzuschauen, die dir Stress bereiten, und ihren Wahrheitsgehalt zu hinterfragen.

Eine Überzeugung oder ein Glaubenssatz entsteht, wenn wir einen Gedanken besonders häufig denken – zum Beispiel, weil wir ihn oft von unseren Eltern, unseren Partner:innen oder in den Nachrichten hören. Oder weil wir ihn uns selbst oft sagen. Wenn sich etwas als Überzeugung in unserem Bewusstsein festgesetzt hat, wirkt das wie ein Filter für Gedanken, die dem widersprechen. Die bewusste Umkehr eines Gedankens im Rahmen von The Work bewirkt, dass andere Überlegungen wieder eine Chance haben, von dir wahrgenommen zu werden.

Im Verlauf der Untersuchung mit den vier Fragen wechselst du radikal deine Perspektive. Du siehst, wie andere dich sehen und entdeckst dabei Seiten an dir, die du länger nicht mehr betrachtet hast. Oder vielleicht sogar nie. Auf diese Weise eröffnen sich neue Sichtweisen und Perspektiven. Dein Bild von der scheinbaren Realität wird so ein Stück vollständiger. Und du kannst dich fragen, was Katie oft ihre Klient:innen fragt: Willst du recht haben oder willst du frei sein?

So unterstützen wir dich am ifapp mit The Work

Die Arbeit mit hinderlichen Überzeugungen oder blockierenden Glaubenssätzen gehört zu unserem Coaching-Handwerk am ifapp. Außerdem wissen wir alle aus eigener Erfahrung, welche Kraft notwendig ist, den bequemen Alltag zu verlassen, um die eigene Wahrheit zu erkennen. Wie gut es tut, dabei eine:n Coach an der Seite zu haben. Und wie befreiend es ist, endlich aus der inneren Sackgasse rauszukommen und klar zu haben, was die nächsten Schritte in ein friedvolleres und zufriedeneres Leben sind.

Im ifapp-Team kennen sich alle gut aus mit der Anwendung The Work. Wenn du feststellst, dass deine Wut dich handlungsunfähig macht, wenn dein Weihnachten entspannter werden soll oder wenn du dich weniger mit deiner Partnerin oder deinem Partner streiten möchtest: melde dich gern. Wir sind für dich da.

Wenn du jetzt Lust bekommen hast, dich bei einem Retreat mit The Work und deinen Gedanken zu beschäftigen, musst nicht gleich in die USA reisen. Ralf Giesen, Gründer des ifapp, und sein Mann Chris Spieler bieten immer wieder Workshops und sogar Ausbildungen zu The Work an. Viele davon sind online.

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