Was ist Improvisationstheater und welche Verbindung gibt es zum NLP?

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von Djuke Nickelsen

Improvisationstheater, kurz Impro-Theater, ist eine Form des Theaters, bei der die Spieler:innen ihre Szenen spontan und aus dem Moment heraus entwickeln. Es gibt kein Drehbuch und keine festen Rollen, dafür achtsame Zusammenarbeit und viele Überraschungen auf der Bühne.

Im ifapp bieten wir seit einiger Zeit regelmäßig Kurse zum Improvisationstheater an. Zum einen, weil es einfach Spaß macht, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen und ohne inneren Zensor jedem Impuls zu folgen, der gerade da ist. Zum anderen gibt es eine Menge Verbindungen zwischen NLP und Impro-Theater.

In diesem Blogartikel erfährst du, was Impro-Theater ist, woher es kommt und durch welche Regeln das Zusammenspiel im Impro so gut gelingt. Außerdem erfährst du, welche Verbindungen es zwischen NLP und Impro-Theater gibt und wie sich beide Ansätze gegenseitig ergänzen und unterstützen.

Was ist Improvisationstheater?
Die Ursprünge des Impro-Theaters
Spielregeln und nützliche innere Haltungen im Impro-Theater
Impro-Theater und NLP: So ergänzen sich die beiden Ansätze
Impro-Theater spielen am ifapp

Was ist Improvisationstheater?

Beim Impro-Theater gibt es weder Skript noch Bühnenbild, weder Regie noch Requisiten und niemand weiß bis wenige Sekunden vorher, welche Rolle sie oder er in einer Szene spielt. Stattdessen entstehen alle Dialoge, Handlungen und Charaktere spontan und aus dem Moment heraus.

Dass diese spielerische Freiheit nicht in anarchischem Chaos endet, liegt daran, dass gutes Impro-Theater bestimmten Regeln folgt. Oder eher: dass die Darsteller:innen aus einer bestimmten inneren Haltung heraus die Szenen miteinander entwickeln. Wie das geht? Am besten so: Hirn aus, Bauch an!

Impro-Theater zu spielen bedeutet, flexibel auf Vorschläge der Mitspieler:innen und des Publikums zu reagieren, eigene Ideen in Windeseile zu verwerfen, aus vollem Herzen “Ja!” zum Unbekannten zu sagen und das Beste aus (vermeintlichen) Fehlern zu machen.

Würdest du gern können, liegt aber für dich in weiter Ferne? Dann haben wir good news: Du kannst es lernen. Es ist alles nur eine Frage der Übung. Je öfter du spielst, desto häufiger hast du die Chance, dich selbst mal in ganz neuen Rollen zu erleben, dich in Schlagfertigkeit zu üben und zu lernen, dass Kreativität nicht bedeutet, besonders originell zu sein. Das Wichtigste für uns beim Impro-Spielen am ifapp ist der Spaß am gemeinsamen Spiel.

Die Ursprünge des Impro-Theaters

Die moderne Form des Impro-Theaters entwickelte sich im 20. Jahrhundert. Den Grundstein dafür legte die US-amerikanische Schauspiel-Lehrerin Viola Spolin in den 1950er Jahren. Um ihren Schauspiel-Schüler:innen die Arbeit auf der Bühne zu erleichtern, entwickelte sie eine Reihe von Theaterübungen, die Spontaneität und Kreativität fördern sollten.

Aber vor allem hat der Brite Keith Johnstone das Impro-Theater in seiner heutigen Form geprägt. Ende der 1950er leitete Johnstone die Theater-Ausbildung an der Royals Academy of Art in London. Weil er seine eigene Schauspiel-Ausbildung als freudlos, einengend und einschüchternd empfunden hatte, wollte er selbst es ganz anders machen.

Johnstones Ziel war es, dass seine Schüler:innen ohne Scheu alle Seiten von sich selbst auf die Bühne bringen können. Nach dem Prinzip “Trial and Error” hat er ausgetestet, wie das am besten gelingt. Nach und nach schmiss er alle klassischen Regeln des Theaters über Bord und Keith Johnstone entwickelte einen ganz neuen Stil. Bis heute sind seine Methoden und Übungen weltweit in Improvisationskursen und -gruppen beliebt. Auch die Impro-Kurse am ifapp basieren auf den Grundlagen, die Keith Johnstone entwickelt hat.

Spielregeln und nützliche innere Haltungen im Impro-Theater

Im Improvisationstheater gibt es kein vorgegebenes Skript und niemand weiß, was als nächstes passiert. Trotzdem ist Impro-Theater nicht chaotisch, sondern das Spiel folgt bestimmten Regeln. Diese Regeln und vor allem die damit verbundenen innere Haltungen der Spieler:innen machen es möglich, dass aus einzelnen Ideen gemeinsam spannende Szenen mit interessanten Charakteren entstehen.

Am ifapp orientieren wir uns beim Impro-Spielen an diesen Prinzipien:

1. Scheiter heiter!

Im Impro-Theater ist nichts geplant. Wie könnte da alles reibungslos verlaufen? Deswegen sind Fehler im Impro-Theater keine Katastrophe, sondern gehören dazu. Darüber zu lachen ist ausdrücklich erlaubt! Außerdem: Alles, was nicht so klappt, wie du es innerlich geplant hast, ist eine Chance für eine unerwartete Wendung. Und wenn du in diesem Moment offen dazu stehst, dass du gerade nicht weiter weißt, ist dir die Sympathie des Publilkums sicher.

2. Sag ja!

Im Spiel passieren Dinge, die du weder geplant noch überhaupt erwartet hättest, denn es gibt ja keine Absprachen untereinander. Deswegen: Spiel mit dem, was da ist. Sag ja zu der Idee, die dein:e Mitspieler:in dir anbietet und füge etwas Neues hinzu. Verwirf den Plan, den du im Kopf hattest. So entsteht ein kreativer Fluss, der Szenen lebendig und dynamisch macht.

3. Zug um Zug

Eine gute Impro-Szene hat etwas Wichtiges mit einem Schachspiel gemeinsam: Erst macht die eine ihren Zug, dann der andere. Konkret bedeutet das: Lass dein Gegenüber aussprechen. Gib ihm oder ihr die Zeit, einen Gedanken zu entwickeln, einen Impuls umzusetzen, eine Emotion zu zeigen. Vertrau darauf, dass dein:e Mitspieler:in eine gute Idee hat. Vertrau darauf, dass dir etwas dazu einfällt. Umarme das Unbekannte.

4. Ich! Hier! Jetzt!

Obwohl es oft laut und trubelig zugeht, ist Impro-Theater zu spielen eine hervorragende Achtsamkeitsübung. Ich, Hier und Jetzt – das sind die drei Dimensionen, um die es im Impro-Theater geht. Sei im Moment, achte auf das, was deine Mitspieler:innen tun und sagen, vergiss den Plan, den du vor einer Minute hattest. Mit dieser fokussierten Präsenz wird es leicht, mit deinem Bühnen-Ich intuitiv auf das zu reagieren, was dir gerade angeboten wird.

5. Nimm das Naheliegende!

Es ist ein weit verbreiteter Glaube, dass du besonders kreativ sein musst, um Impro-Theater zu spielen. Das Gegenteil ist der Fall: Nimm das Naheliegende! Impro Theater funktioniert am besten mit “Hirn aus, Bauch an!”

Es gibt zwei Gründe, weswegen du unkreativ beim Impro-Spielen sein solltest: 1. Unkreativ zu sein, geht schnell und hält die Szene im Flow. Wenn du aber möglichst originell auf etwas reagieren willst, musst du nachdenken, und die Szene stockt. 2. Wenn du deiner ersten Assoziation folgst, behältst du den guten Draht zum Publikum. Du spielst mit etwas, das die Gäste aus ihrem Alltag kennen, so seid ihr weiterhin im Rapport. Die Erwartungen sind befriedigt.

Zum Beispiel: Wenn es in einer Szene an der Tür klingelt, sag nicht: “Hilfe, ein dreiköpfiges Alien, das mich entführen will!“ Sondern sei unkreativ. Sag: „Ah – die Post!“ Das Publikum bleibt am Ball, und auf der Bühne könnt ihr aus diesem alltäglichen Setting etwas Besonderes entwickeln. Das ist meistens sogar amüsanter als absurde Szenarios.

6. Lass dein Gegenüber glänzen!

Impro-Theater ist Teamsport. Es geht niemals um den oder die einzelne, sondern immer um die gemeinsame Szene. Als Impro-Spieler:innen sind wir aufeinander angewiesen. Niemand weiß, was als nächstes passiert, wir alle hangeln uns von Satz zu Satz. Das macht uns (und dem Publikum) viel mehr Spaß, wenn wir aufeinander achten und uns so gut wie möglich unterstützen.

Weitere wichtige Impro-Begriffe findest du kurz und knapp erklärt Improvisationstheater-Glossar der Impro-Spielerin Birgit Ising.

Impro-Theater und NLP: So ergänzen sich die beiden Ansätze

NLP und Improvisationstheater haben vieles gemeinsam und ergänzen sich hervorragend. Wenn du Impro-Theater spielst, unterstützen dich die Grundhaltungen des NLP. Und umgekehrt gilt: Der Einsatz von NLP-Methoden wird noch leichter, wenn du dich dabei an die Grundregeln des Improvisierens erinnerst.

1. Rapport herstellen

Die Basis für wirksame Kommunikation ist Rapport, das ist eine der Grundannahmen im NLP. Impro-Theater zu spielen ist im Grunde nichts Anderes eine spezielle Form der Kommunikation, weswegen guter Rapport, also: ein guter Draht zueinander besonders wichtig ist. Du kannst alles, was du im NLP über verbale und nonverbale Kommunikation lernst, im Impro-Theater anwenden – und alles, was du beim Impro-Spielen dazu lernst, aufs NLP übertragen.

2. Mit allen Sinnen präsent sein

Im NLP lernst du, wie du durch die Aktivierung all deiner Sinne nach dem VAKOG-Prinzip ganz im Moment sein kannst – ganz bei dir, im Hier und im Jetzt. Diese Fähigkeit zur Präsenz ist auch beim Impro-Spielen zentral.

3. Flexibilität erhöhen und auf die eigene Kreativität vertrauen

Wer glaubt, es gibt nur eine einzige Möglichkeit in einer Situation zu reagieren, steht innerlich in einer Sackgasse. Dieser sogenannte Stuck State ist ziemlich unangenehm. Deswegen zielen viele Methoden und Formate im NLP darauf ab, den Fokus vom Problem auf die Lösung zu verschieben. Damit bekommst du mehr Möglichkeiten, wie du reagieren könntest. Und je mehr Wahlmöglichkeiten ein Mensch in einer Situation hat, desto besser.

Auch im Improvisationstheater geht es darum, innerlich so flexibel wie möglich zu sein. Diese Fähigkeit, dem ersten Impuls zu folgen und in die eigene Kreativität zu vertrauen, wird in vielen Impro-Übungen trainiert.

4. Fehler als Lernmöglichkeit feiern

Wenn etwas nicht funktioniert, mach etwas anderesdiese Grundannahme aus dem NLP lässt sich 1:1 aufs Impro-Spielen übertragen. Sowohl im NLP aus auch im Improvisationstheater geht es darum, Fehler als Teil des Lebens zu akzeptieren. Menschen sind unperfekt. Manchmal geht etwas schief. Freu dich, dass du etwas ausprobiert hast, steh zu deinem Fehler, lach vielleicht sogar drüber und dann: Krone richten, weitermachen.

5. Perspektiven wechseln

Eine NLP-Ausbildung schult deine Kommunikationsfähigkeiten unter anderem dadurch, dass du lernst, dich in andere hineinzuversetzen und die Welt mal mit ihren Augen zu sehen. Genau das Gleiche passiert jedes Mal, wenn du für eine improvisierte Szene in eine neue Rolle schlüpfst. Du übst Perspektivwechsel und damit auch deine Empathiefähigkeit.

6. Verschiedene Persönlichkeitsanteile kennenlernen

Mit jeder Rolle, die du im Impro-Theater spielst, lebst du einen Teil deiner Persönlichkeit aus. Manche Anteile kennst du sehr gut und die Rolle fällt dir leicht. Andere Anteile bekommen in deinem Alltag vielleicht nur selten Raum und die Rolle fühlt sich erstmal ungewohnt an.

Im Impro-Theater kannst du je nach Rolle dominant oder schüchtern, rasend eifersüchtig oder seit 40 Jahren glücklich verheiratet sein. Du kannst Tanzlehrerin oder Immobilienhai, weltfremder Priester oder nölende Besserwisserin sein. In jedem Fall hast du beim Spielen einen sicheren Raum, Dinge einfach mal auszuprobieren. Auch im NLP ist die Arbeit mit verschiedenen Teilen deiner Persönlichkeit eine zentrale Methode.

Impro-Theater spielen am ifapp

Vielleicht hast du es schon gemerkt: Wir lieben Impro-Theater! Unter anderem, weil es wie ein Kurzurlaub vom Alltag ist, einen Abend lang Impro-Theater zu spielen.

Wenn du Lust hast, mal einen solchen Kurzurlaub im ifapp zu verbringen, dann melde dich für unseren nächsten Impro-Kurs an. Zusätzlich zum Improvisieren trainierst du auch noch deine Kreativität, deine Schlagfertigkeit und deine Kommunikationsfähigkeiten.

Beim Klick auf den Button gelangst du zur Anmelde-Seite für den nächsten Impro-Kurs am ifapp. Wir freuen uns auf dich!

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