Die Kraft der Fragen im Coaching und wie du diese Techniken im Alltag nutzen kannst

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Eine der wichtigsten Fähigkeiten im Coaching ist es: Fragen zu stellen. Hilfreiche Fragen. Fragen, die in die Tiefe gehen, die unerwartet sind und vielleicht sogar irritierend. In jedem Fall: Fragen, die sich Menschen noch nie selbst gestellt haben und deswegen einen Moment lang in sich gehen, um eine Antwort zu finden.

In diesem Blogartikel haben wir dir die wichtigsten Kategorien an Fragen zusammengestellt: Es gibt zum Beispiel lösungsorientierten Fragen, die in die Zukunft führen. Und ihr Gegenteil, problemorientierte Fragen. Offene Fragen fördern Kreativität, geschlossene Fragen Klarheit. Außerdem erklären wir, was Broccoli mit Skalierungsfragen zu tun hat, beschäftigen uns mit der Kraft von Wundern und schütteln uns die Jokerfrage wie ein As aus dem Ärmel.

Und dann sind da noch die paradoxen und die provokativen Fragen. Die sind sehr effektiv, sie können schnell neue Erkenntnisse bringen. Aber brauchen ein gewisses Fingerspitzengefühl.

Für alle diese Fragetechniken aus dem Coaching haben wir Beispiele aufgelistet. Außerdem gibt es Tipps, wie du diese Fragen auch im Alltag einsetzen kannst, ganz ohne Coaching-Ausbildung.

Inhalt

1. Lösungsorientierte Fragen
2. Problemorientierte Fragen
3. Offene Fragen
4. Geschlossene Fragen
5. Zirkuläre Fragen
6. Die Wunderfrage
7. Skalierungsfragen
8. Hypothetische Fragen
9. Provokative Fragen
10. Paradoxe Fragen
11. Die Joker-Frage
Welche Frage ist wann und für wen die richtige?

Lösungsorientierte Fragen

Am Anfang von Coaching-Prozessen sind Klient:innen meistens intensiv auf ihr Anliegen, auf ihr Problem fixiert. Sie verwenden viel Energie darauf, ihr Problem immer wieder zu durchdenken, finden 185 Gründe, warum etwas nicht klappen kann und malen sich aus, wie unüberwindlich die Hindernisse sind. Die Folge: Sie drehen sich gedanklich im Kreis, haben nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten und fühlen sich oft klein, unwichtig und machtlos.

Lösungsorientierte Fragen dienen dazu, die Gedanken und die Energie auf die – du ahnst es! – möglichen Lösungen für ein Problem zu lenken. Sie führen gedanklich in die Zukunft und stärken den Glauben daran, dass Veränderung möglich ist.

Mit lösungsorientierten Fragen unterstützen wir im Coaching unsere Klient:innen dabei, ihre Ressourcen und Stärken zu entdecken. So sind sie in der Lage, ihr Denken und Handeln darauf auszurichten, wie etwas doch klappen könnte – trotz der Blockaden, die gerade im Kopf sind. Es gibt drei verschiedene Arten der Lösungsorientierung:

  • Fragen nach Lösungen in der Gegenwart, um positive Beziehungen und unterstützende Lebensumstände wertzuschätzen: Was ist gut an der jetzigen Situation? Was kann so bleiben?
  • Fragen nach Lösungen in der Vergangenheit, um Ausnahmen des Problems zu identifizieren: Wann ist es dir mal ein kleines bisschen besser gegangen als jetzt? Was hast du damals anders gemacht als heute?
  • Fragen nach Lösungen in der Zukunft, um eine attraktive Vision zu gestalten: Woran erkennst du, dass dein Problem gelöst ist? Was wäre dann statt des Problems da?

Du kannst lösungsorientierte Fragen genau so auch gut im Alltag einsetzen. Vielleicht fragst du dich selbst: “Was wäre möglich, wenn die Veränderung schon passiert wäre?” Oder du nutzt lösungsorientierte Fragen, um konstruktiv mit Schwierigkeiten im beruflichen Kontext umzugehen: “Lass uns mal überlegen, warum wir die Deadline doch noch schaffen. Auf welche Ressourcen können wir hier im Team bauen?”

Problemorientierte Fragen

Mit problemorientierten Fragen werden die Details eines Problems erkundet:

  • Warum bist du in dieser unangenehmen Lage?
  • Wer ist schuld daran?
  • Seit wann hast du das Problem?
  • Weshalb hast du bisher noch keine Lösung gefunden?

Diese Fragen führen gedanklich in die Vergangenheit. Sie sind für Klient:innen in der Regel leicht zu beantworten, denn damit beschäftigen sie sich ja schon seit einer ganzen Weile: mit ihrem Problem!

Genau das ist die Crux an problemorientierte Fragen: Es sind Fragen, die sich die Klient:innen schon selbst wieder und wieder gestellt haben. Sie werden durch die Antworten nichts Neues über sich erfahren und keine neuen Impulse bekommen. Problemorientierte Fragen sind außerdem Verschlimmerungsfragen. Klient:innen kommen bei der Frage nach Schuld und Gründen tiefer in ihre Sackgasse hinein und fühlen sich noch kleiner als ohnehin schon.

In der Regel sind problemorientierte Fragen also keine gute Idee für einen lösungsorientierten Coaching-Prozess. Es gibt aber Ausnahmen.

In der Biografie-Arbeit zum Beispiel kann eine problemorientierte Frage bewusst eingesetzt werden, um einem Muster auf die Spur zu kommen: “In welchen Situationen hast du dein Problem in der Vergangenheit schon einmal erlebt?” Mit dieser Frage unterstützen wir als Coaches unsere Klient:innen dabei, sich kurz auf das Problem und die damit zusammenhängenden Gefühle zu fokussieren. Aber nur, um im nächsten Schritt diese Ergebnisse für eine Lösung zu nutzen.

Es ist ganz leicht, im Alltag auf problemorientierte Fragen zu treffen. Die Herausforderung ist eher, Probleme auch mal loszulassen. Unser Gehirn ist nämlich immer noch in der Steinzeit und kämpft um unser Überleben. Deswegen ist es großartig darin, schon beim leisen Anflug eines Problemchens Alarm zu schlagen und uns mit kritischen Fragen zu bombardieren.

Problemorientierte Fragen können aber hilfreich für eine Fehleranalyse sein. Wenn ein Prozess verbessert werden soll, ist es praktisch zu wissen: Wo und wann genau hat es eigentlich gehakt? Die Problemorientierung ist also auch hier das Sprungbrett zur Lösung, wie in der Biografie-Arbeit.

Offene Fragen

Offene Fragen werden mit Fragewörtern eingeleitet, die mit W beginnen, und heißen daher auch “W-Fragen”. Die wichtigsten Fragewörter sind: was, wer, wie, wo und wann.

  • Was würdest du mit einer Stunde mehr am Tag anstellen?
  • Wie genau ist dir das damals gelungen?
  • Welche Aufgabe könntest du delegieren?
  • Wo in deinem Körper fühlst du denn den Stress?

Mit offenen Fragen bekommst du neue Informationen. Sie motivieren dein Gegenüber zu umfassenden Antworten und unterstützen die Person dabei, neue Lösungen für ihr Problem zu finden. Im Coaching setzen wir offene Fragen dafür ein, tiefer in ein Thema einzusteigen, hinter die Fassade zu blicken und um Klient:innen dazu zu ermutigen, über sich selbst nachzudenken.

Fragen, die mit warum, wieso oder weshalb beginnen, gehören streng genommen auch in die Kategorie der offenen Fragen. Sie sind allerdings nicht lösungsorientiert. Wer nach dem „Warum“ für sein Handeln gefragt wird, guckt in die Vergangenheit. Das kann durchaus zu Erkenntnissen führen, die Person bleibt dabei aber innerlich oft bei ihrem Problem.

Im Alltag kannst du offene Fragen nutzen, um interessantere Gespräche zu führen und andere Menschen besser zu verstehen. Auf die Frage “Hattest du ein schönes Wochenende?” gibt es nur zwei Antwortmöglichkeiten. Wenn du stattdessen fragst “Was hast du am Wochenende gemacht?”, geht ein viel größerer Raum auf. Du kannst dabei viel mehr über dein Gegenüber erfahren.

Geschlossene Fragen

Geschlossene Fragen sind Fragen, die deinem Gegenüber nur zwei Antwortmöglichkeiten lassen: ja oder nein. Die eine Variante oder die andere. Sie bringen Klarheit, aber eignen sich anders als offene Fragen nicht dafür, einen kreativen Denkprozess anzuregen.

Im Coaching können geschlossene Fragen zum Beispiel eingesetzt werden, um kurz einen bestimmten Aspekt abzuklären: “Hast du schon mit deinem Partner über diese Idee gesprochen?” Außerdem können geschlossene Fragen Klient:innen dazu bringen, Position zu beziehen:

  • Bist du bereit, in Zukunft etwas anders zu machen, damit sich dein Leben ändert?
  • Lieben Sie Ihre Frau denn noch?
  • Kannst du dir sicher sein, dass der Gedanke wahr ist?

Im Alltag sind geschlossene Fragen hilfreich bei Entscheidungen. Formulierungen wie “Sagst du Michael Bescheid?” oder “Wollen wir Samstag ins Kino gehen?” klären diese Dinge deutlich schneller als die offenen Fragen (Wer sagt Michael Bescheid? – Was machen wir am Samstag?). Geschlossene Fragen lassen sich sehr kurz beantworten und eignen sich daher auch dazu, redselige Menschen etwas in ihrem Redefluss zu stoppen.

Zirkuläre Fragen

Zirkuläre Fragen beziehen sich nicht auf eine einzelne Person, sondern auf Beziehungen und Interaktionen zwischen verschiedenen Personen oder Persönlichkeitsanteilen. Im Coaching nutzen wir zirkuläre Fragen, um die Dynamik und Wechselwirkungen innerhalb eines Systems zu erkunden. Ein System kann dabei alles Mögliche sein: eine Familie, ein innerer Konflikt, eine Partnerschaft, ein Team, ein ganzes Unternehmen,…

Mit zirkulären Fragen regen wir im Coaching Klient:innen an, um die Ecke zu denken, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und von einer ganz neuen Perspektive auf das Anliegen zu blicken. Beispiele für zirkuläre Fragen sind:

  • Was würde deine beste Freundin sagen, wenn ich sie frage, was dich liebenswert macht?
  • Was glaubst du, dass dein Partner von dir erwartet, damit ihr weniger streitet?
  • Wie sieht Ihr Verhalten wohl aus der Perspektive Ihrer Chefin aus?
  • Wie würde ein neutraler Beobachter die Situation bei euch in der Familie wahrnehmen?
  • Wozu bist du heute fähig, was vor einem Jahr noch nicht möglich war?

In Alltag und Beruf kannst du zirkuläre Fragen zum Beispiel verwenden, um gedanklich auf die Seite deiner Zielgruppe zu wechseln. Egal ob es um Kund:innen, Vorgesetzte oder dein:e Partner:in geht – du kannst dich fragen: Was glaube ich, dass mein Gegenüber von mir erwartet? Wenn du das für dich klar hast, kannst du entscheiden, ob du diese Erwartungen auch erfüllen möchtest oder eben nicht. Kann ja auch mal Spaß machen!

Die Wunderfrage

Die Wunderfrage ist eine Fragetechnik, um eine positive Vision für die Zukunft zu entwickeln. Sie stammt aus der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie des Psychotherapeuten Steve de Shazer. Sie kann auch im lösungsorientierten Coaching eingesetzt werden.

Für die Wunderfrage wird in einer Trance eine hypothetische Situation beschrieben, in der alle Probleme gelöst sind, und es wird erkundet, wie das Leben in diesem idealen Zustand aussehen würde. Die Kernfragen dabei lauten:

  • Stell dir vor, es geschieht ein Wunder, während du schläfst. Du wachst morgens auf und dein Problem ist gelöst. Woran würdest du das merken? Und woran noch?
  • Wer würde es danach merken? Woran würde die Person das erkennen?

In der spontanen ersten Antwort auf die Wunderfrage geht es oft um positive Gefühle: “Ich würde mich frei fühlen, wäre glücklich, müsste mir keine Sorgen mehr machen. …” Die wichtigste Aufgabe im Coaching ist, dass Klient:innen diese Gefühle mit beobachtbaren Verhaltensweisen verknüpfen, die dann wiederum Hinweise zur Lösung liefern können. Hinter dem Satz “Ich fühle mich frei, denn ich fahre mit dem Rad zu meiner neuen Arbeit” kann z. B. der Lösungsansatz stecken: “Mein neuer Arbeitsplatz ist in der Nähe meiner Wohnung.”

Es geht bei der Wunderfrage aber (erstmal) gar nicht darum, wie das Problem gelöst wurde – das ist ja gerade das Wunder! Sondern der Fokus liegt auf dem, was durch die Problemlösung möglich wird. Über die Wunderfrage bekommen Klient:innen Klarheit über ihren Zielzustand. Die Frage hilft auch deshalb, weil sie oft an vergessene Kräfte und Ressourcen erinnert. Das setzt Energie frei, um nach der Coaching-Sitzung ganz konkret einige Dinge zu verändern. Wir ­brauchen manchmal also gar nicht auf ein richtiges Wunder zu warten.

Im Alltag kannst du die Wunderfrage nutzen, um deine Ziele und Träume zu erkunden. Stell dir vor: “Wenn es keine Hindernisse gäbe, was würde ich dann gerne tun oder erreichen?” oder “Wenn ab morgen meine Beziehung perfekt wäre – woran würde ich das merken und was würde ich anders machen?”

Skalierungsfragen

Skalierungsfragen helfen Klient:innen dabei, subjektive Empfindungen messbar zu machen: Zufriedenheit, Motivation, Angst, Mut,… Die Intensitäten werden meistens auf einer Skala von 1 bis 10 angegeben. Wir nutzen Skalierungsfragen im Coaching, damit Klient:innen den aktuellen Stand der Dinge bewerten, um Ziele in Zahlen auszudrücken und um Situationen miteinander zu vergleichen: “Du bist jetzt auf einer 3 und möchtest auf eine 8, habe ich dich richtig verstanden?” – “Am Anfang der Sitzung war ich bei einer 4, jetzt bin ich bei einer 6”.

Im Alltag kannst du Skalierungsfragen nutzen, um dich selbst zu reflektieren: “Auf einer Skala von 1 bis 10, wie zufrieden bin ich derzeit mit meiner Work-Life-Balance?” Und im Anschluss: “Wenn ich jetzt auf einer 6 bin – was ist momentan besser als auf einer 5? Was fehlt mir für eine 7?”.

Skalierungsfragen können dir auch helfen, besser mit deinen Kindern zu kommunizieren. Kleinere Kinder haben noch kein ausgeprägtes Verständnis für die Zahlen von 1 bis 10, aber sie können auf jeden Fall Dinge danach sortieren, wie sehr sie sie mögen. Zum Beispiel Lebensmittel oder Tätigkeiten. Seid kreativ! Überleg dir mit deinem Kind einige Sachen, bringt sie in eine Reihenfolge und erfindet eure eigene Skala. Von Broccoli bis Blaubeerpfannkuchen, von Zahnarztbesuch bis zocken an der Playstation. Hauptsache euch beiden ist klar, was für welche Intensität steht und könnt euch verständigen, wie gut oder wie schlecht es deinem Kind gerade geht. Vielleicht lacht ihr sogar dabei 😉

Hypothetische Fragen

Hypothetische Fragen öffnen einen “Als-ob-Rahmen” und schaffen dadurch Blockaden aus dem Weg, die momentan eine Lösung verhindern. Sie zeigen, was alles möglich wäre in einer Welt, in der es das momentan größte Hindernis nicht mehr gibt.

Diese Fragen beginnen oft mit “Was wäre, wenn…” oder “Stell dir vor, dass…”. Wir stellen diese Art von Fragen im Coaching, um alternative Szenarien zu erkunden und neue Perspektiven zu gewinnen. Ein Als-Ob-Rahmen ist insbesondere dann hilfreich, wenn Klient:innen sagen, sie haben kein Geld oder keine Zeit, um ihr Ziel zu erreichen.

  • Nimm mal an, du bräuchtest kein Geld. Was würdest du gerne arbeiten?
  • Was wäre möglich, wenn du keine Angst vorm Scheitern hättest?
  • Stell dir vor, du wirst morgen befördert. Was würde das in deinem Leben ändern?
  • Wie würdest du reagieren, wenn die Gefühle anderer Menschen keine Rolle spielen?

Auch im Alltag helfen hypothetische Fragen dabei, feste Denkmuster zu durchbrechen. Sie können dir zum Beispiel bei schwierigen Entscheidungen helfen: “Angenommen, ich habe die Wohnung gekauft. Wie ist jetzt mein Leben?” Oder sie helfen größer zu denken, als die momentane Situation es erlaubt: “Wie würden wir die App weiterentwickeln, wenn es für jede Idee genug Geld gibt?”

Provokative Fragen

Ziel von provokativen Fragen ist es, dass Klient:innen eine unkonventionelle oder überraschende Perspektive auf ihr Problem bekommen. Die Irritation erfordert ein Umdenken und begünstigt neue Einsichten. Im Coaching stellen wir provokative Fragen, um unsere Klient:innen herauszufordern, ihre Sicht auf die Welt zu überdenken und neue Lösungsansätze zu finden.

Beispiele für provokative Fragen:

  • Finden Sie Menschen sympathisch, die Ihnen ähnlich sind?
  • Was war der Höhepunkt in deinem Leben? Oder kommt der noch?
  • Was steht auf deinem Grabstein, wenn alles in deinem Leben bleibt, wie es ist?
  • Wen belügen Sie eigentlich häufiger: sich selbst oder andere?

Provokative Fragen sind Teil des Provokativen Stils im Coaching. Damit sie wirklich helfen und nicht verletzen, ist ein bisschen Übung und eine bestimmte innere Haltung notwendig. Am ifapp lehren wir den Provokativen Stil als Teil unserer Coach-Ausbildung. Wir arbeiten dabei seit vielen Jahren erfolgreich mit Dr. E. Noni Höfner zusammen, die in München das Deutsche Institut für Provokative Therapie gegründet hat und leitet. Nonis jährliches Seminar am ifapp ist offen für alle, die sich für den Provokativen Stil interessieren. Hier kannst du dich dafür anmelden.

Paradoxe Fragen

Paradox zu fragen bedeutet, im Coaching nach dem Gegenteil von dem zu fragen, was momentan als Lösung erscheint. Das ermöglicht Klient:innen einen blitzschnellen Perspektivwechsel. Eine paradoxe Intervention braucht einen sehr stabilen Rapport, also ein gutes Vertrauensverhältnis zu Klient:innen – sonst könnte es sein, dass sie den Eindruck haben, ihr Coach macht sich über sie lustig.

Eine paradoxe Frage kommt für Klient:innen sehr unerwartet und bringen sie aus ihrer Komfortzone heraus. Diese Irritation ist ein guter Ausgangspunkt, um bisheriges Denken zu durchbrechen und neue Handlungsmöglichkeiten zu erkunden. Zum Beispiel:

  • Was wäre, wenn du das Problem verdoppeln würdest, anstatt es zu lösen?
  • Was könntest du tun, um dich noch häufiger mit deiner Partnerin zu streiten?
  • Was führt dazu, dass du nachts noch schlechter schläfst als jetzt?
  • Was musst du noch häufiger tun, damit dein Ziel unerreichbar bleibt?

Paradoxe Fragen können auch im Alltag hilfreich sein. Zum Beispiel: Wenn du und dein Team mal nicht weiter wisst, weil der schöne Plan und die Realität nicht zusammenpassen, könntest du im Meeting fragen: Wie können wir das Projekt endgültig gegen die Wand fahren?

Die Joker-Frage

Die Joker-Frage ist die Frage, die Coaches stellen können, wenn ihnen gerade nichts mehr einfällt. Wir sind ja auch nur Menschen! 🙂 Die Joker-Frage heißt: “Welche Frage habe ich noch nicht gestellt, bei der die Antwort für dich hilfreich wäre?” Die Frage klingt easy-peasy, es steckt aber eine Menge drin.

Es ist eine zirkuläre Frage, denn die Klient:innen werden durch die Frage dazu ermuntert, mal aus der Perspektive ihres Coaches auf die Sitzung zu blicken. Die Frage ist ein Joker, um ein bisschen Zeit zu gewinnen. Aber die Antwort ist der eigentliche Game Changer. Denn die bringt den Prozess wieder Gang, wie ein Joker beim Kartenspielen. Mit der Antwort ist ein Thema im Raum, das dem Gegenüber wichtig ist, aber noch nicht zur Sprache kam.

Im Alltag hilft die Frage auch, zum Beispiel bei der gemeinsamen Planung von größeren Vorhaben: “An was habe ich noch nicht gedacht, was dir wichtig wäre?”

Welche Frage ist wann und für wen die richtige?

Das ist eine sehr gute Frage! Die sich aber nicht pauschal beantworten lässt. Wenn du dich deiner persönlichen Antwort auf diese Frage nähern willst, könnte dir eine NLP-Ausbildung gefallen. NLP ist ein Kommunikationsmodell, und es geht sehr viel darum, mit den passenden Fragen dir und anderen Menschen zu guten Erkenntnissen zu verhelfen.

Zum Einstieg eignet sich unser Einführungsseminar “Wertschätzend kommunizieren mit Coaching-Methoden aus dem NLP”. Im Frühjahr und im Herbst bieten wir es alle paar Wochen in verschiedenen Berliner Stadtteilen an. Wann es das nächste Mal stattfindet, findest du in der Terminübersicht.

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